Viola Wächter Fünfte statt Dritte beim Grand Slam von Baku

Falscher Kampfrichterentscheid trübt gute Leistung

 

Es scheint zur Gewohnheit zu werden, dass FC-Schweitenkirchen-Judoka Viola Wächter ein schweres Los bei ihren großen Turnieren zieht. 145 Frauen und 211 Männer aus 48 Nationen, davon elf bzw. neun aus Deutschland, hatten den weiten Weg nach Baku/ Aserbaidschan auf sich genommen, um beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres teilzunehmen. Beim mit insgesamt 154.000 US-Dollar dotiertem Turnier traf die 57-Kilogramm-Kämpferin Wächter in der ersten Runde auf die Kosovarin Nora Gjakova, die diesjährig die African Open in Tunis gewonnen hatte. Hier zeigte Wächter eine taktische Meisterleistung, machte Druck, als Gjakova eine passive Phase hatte. Sie kämpfte clever und provozierte bei ihrer Gegnerin zwei Shidos (Bestrafungen), wodurch sie den Kampf letztlich gewann. Eine Stunde später hieß ihre Gegnerin Sanne Verhagen, ihre Kontrahentin des Grand-Prix-Finales von Samsun, aus dem Wächter als Siegerin hervor gegangen war. Die Holländerin, die 2014 Dritte der Weltmeisterschaft war, schien, die Revanche unbedingt für sich nutzen zu wollen und ging mit einem Waza-ari (halben Punkt) durch einen Uchi-Mata (inneren Beinschenkelwurf) in Führung. Viola Wächter, die aktuell den 28. Rang der Weltrangliste belegt, blieb aber gelassen und setzte mit dem gleichen Wurf zur selben Wertung nach. Da Verhagen noch ein Shido kassierte, gewann die Schweitenkirchenerin damit auch diesen Kampf. In der Begegnung um den Pool-Sieg gegen die Britin Nekoda Smythe Davis musste Wächter nochmals alle Kraftreserven mobilisieren, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. So verlor sie zwar diesen Kampf gegen die Gewinnerin des Grand-Prixs von letzter Woche in Zagreb, hatte nun aber noch die Chance, um den fünften Platz bzw. um die Bronzemedaille zu kämpfen. Hier traf sie auf die Russin Tatiana Kazenjuk, die Wächter kurz vor Ablauf der vier Minuten Kampfzeit zu Boden schleudern konnte. Im kleinen Finale hatte sie es abschließend erneut mit einer Russin zu tun: Irina Zabludina, die Gewinnerin von Tiflis, startete flink und stark in die Begegnung. Wächter konnte zunächst noch eine Wertung durch einen Hebel verhindern, geriet aber schließlich doch mit einer Yuko-Wertung (technischem Vorteil) in Rückstand. Eine Minute vor Schluss setzt Wächter mit einem Ko-uchi-gari nach – doch sie hat Pech: Die Kampfrichter verwehren ihr die Waza-ari-Wertung (halber Punkt), mit dem sie die Bronzemedaille sicher gehabt hätte. Zabludina gewinnt damit die Begegnung und Wächter muss sich mit dem fünften Rang zufrieden geben.

Franz Dausch, seit vielen Jahren Wächters Trainer, äußert sich etwas enttäuscht, wenn unter dem Strich doch zufrieden: „Dass Viola aufgrund einer falschen Kampfrichterentscheidung um den dritten Platz gebracht wurde, ist sehr ärgerlich. Doch an sich hat Viola alles gegeben, alle Kräfte mobilisiert und toujours taktisch klug gekämpft. Leider wurde sie Anfang der Woche noch von einer Magen-Darm-Infektion heimgesucht – ein sehr schlechter Zeitpunkt kurz vor einem Judoturnier der Weltserie. Aber sie hat gekämpft und ihr Bestes gegeben. Das Turnier war für sie eine echte Energieleistung, zumal ihr harte Trainingseinheiten und das Trainingslager von Japan auch noch in den Knochen steckten. Jetzt schauen wir vorwärts und fokussieren uns auf den nächsten großen Event in Ungarn: Dem Grand Prix von Budapest am 13. Juni.“

 

 

 

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