Wächter haarscharf nur Olympia-Ersatz
Einer bitteren Realität muss Viola Wächter, Profi-Judoka des FC Schweitenkirchen, ins Auge blicken: Nur hauchdünn hat sie das Ticket für die Olympischen Spiel im August in Rio de Janeiro verpasst. Letztlich fiel die Entscheidung des Bundestrainers Michael Bazynski auf ihre deutsche Konkurrentin Miryam Roper (TSV Bayer 04 Leverkusen). Bis zuletzt lieferten sich die 57-Kilogramm-Judoka ein Kopf-an-Kopf-Rennen, beide mit den nahezu gleichen Ergebnissen in den letzten drei Wettkämpfen: Auf der Europameisterschaft im russischen Kasan hielten sie den Erwartungen auf eine Medaille nicht stand und belegten nur den siebten Rang. Auch beim Grand Slam in Baku (Aserbaidschan) Anfang Mai scheiterte Wächter aufgrund ihrer vorangegangenen Wadenverletzung erneut schon früh; zwar konnte Roper hier einen fünften Platz belegen, zog sich aber ebenso eine Verletzung zu. Damit war für beide lange unklar, ob sie auf dem entscheidenden Masters in Guadalajara (Mexiko) drei Wochen später starten könnten, um endlich die Entscheidung um die Olympiateilnahme herbeizuführen. Letztlich traten sie zwar an, doch konnte sich wieder keine durch herausragende Leistungen hervortun: Beide schieden erneut in der zweiten Runde aus. Nahezu punktgleich im Olympiaranking lag es damit am Bundestrainer Michael Bazynski abzuwägen, wer bei Olympia 2016 Mitglied des 13-köpfigen deutschen Teams werden dürfte. Die Olympiaqualikationszeit war bereits 2014 gestartet – in jenem Jahr, in dem Wächter aufgrund gravierender Verletzungen (u.a. Bandscheibenvorfall, ausgekugeltes Ellbogengelenk, Bänderrisse im Kniegelenk) an keinem einzigen Wettkampf teilnehmen konnte. 2015 gelang ihr dann mit 15 Weltturnieren und sechs Medaillen zwar ein brillantes Comeback, aber Roper hatte dennoch faktisch ein Jahr länger Zeit, Olympiaqualifikationspunkte zu sammeln – auch, wenn Wächter auf der Zielgeraden quasi punktgleich aufschließen konnte. Das Zünglein an der Waage bei der Entscheidung für Rio dürfte die Tatsache gewesen sein, dass die Leverkusenerin, die 2012 bereits Olympiateilnehmerin in London war, in der jüngsten Vergangenheit bei großen Wettbewerben wenige Male bessere Platzierungen einfahren konnte als Viola Wächter. Zwar gelten die vom Deutschen Judobund genannten Athleten nur als ‚Nominierungsvorschlag‘ und müssen nach eingehender Prüfung durch den DOSB erst bestätigt werden, doch wurden 2012 diese Sportler anerkannt. „Für Rio stehe ich auf der Ersatzliste. Das ist immerhin schon ein Schritt weiter als vor vier Jahren in London. Und wer weiß: 2020 gibt es auch noch Spiele!“, zeigt sich Wächter trotz der denkbar knappen Entscheidung selbstbewusst. Ein Fünkchen Hoffnung auf eine Olympiateilnahme 2016 mag bleiben: Miryam Roper muss bis zum Start der Spiele ihre Brustmuskelverletzung auskurieren. Sollte es Genesungsprobleme geben, muss Wächter fit sein und darf doch antreten. Die Aufgabe der Schweitenkirchenerin wird demnach sein, die nächsten Wochen intensives und gezieltes Krafttraining zu betreiben und einzelne Judotechniken weiter auf potenzielle Gegnerinnen abzustimmen.