Ihre Erwartungen waren groß, ihre Chancen realistisch. Doch mit diesem bitteren Aus hatte FC-Schweitenkirchens Spitzen-Judoka Viola Wächter nicht gerechnet. Beim Judo-Grand-Slam in Baku (Aserbaidschan) wird Wächter von ihrer jüngsten, vermeintlich ausgeheilten Verletzung eingeholt. In ihrem ersten Kampf gegen die Chinesin Tongjuan Lu begeht sie anfangs einen taktischen Fehler, greift im O-Goshi-Griff (Griff um die Hüfte) und verleitet ihre Gegnerin so zu einem Konterversuch mit Ko-soto-gake (äußeres Einhängen). Wächter landet durch ihre Ausweichdrehung hart auf der Ferse, was vermutlich ihren gerade kurierten Muskelbündelanriss wieder verletzt hat. Somit sah sie sich nicht mehr imstande gegen einen Harai-goshi (Hüftfeger) Widerstand zu leisten und geriet in den Haltegriff. Damit war sie ausgeschieden. „Das ist richtig bitter. Nicht nur, weil Viola damit keine wichtigen letzten Olympiaqualifikationspunkte sammeln konnte, sondern v.a., weil so etwas einfach an den Nerven zehrt.“, so Franz Dausch, langjähriger Trainer der 29-Jährigen. In drei Wochen erfolgt in Guadalajara (Mexiko) die Nominierung für die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Ob Wächter bis dahin wieder einsatzbereit sein wird, wird man erst nach der genauen ärztlichen Diagnose absehen können. Ihre größte Konkurrentin im deutschen Kader, Miryam Roper, konnte zwar den fünften Platz erringen, hat sich jedoch ebenfalls verletzt. „Manchmal wundere ich mich schon selber, wie ich diesen Nervenkitzel und all diese Strapazen ertragen kann, aber es ist nun mal so: Ich liebe Judo.“, so Wächter.