Als der damals 38-Jährige Lohhofer Judotrainer Herbert Possenriede im Jahre 1980 seinen Familienwohnsitz von Unterschleißheim nach Schweitenkirchen verlegte, ahnte er noch nicht, dass hier am Rande der Hallertau in den nächsten Jahren eine neue „Judo-Hochburg“ entstehen würde. Bürgermeister Max Elfinger machte ihm Mut, sprach mit ihm über die finanziellen Angelegenheiten, zeigte ihm die Sportstätten der Gemeinde und klärte ihn über das große Einzugsgebiet der Gemeinde auf. Bei der Abteilungsversammlung am 10. Februar 1981 stellte Possenriede beim FC Schweitenkirchen den Antrag auf Gründung einer Judoabteilung, nachdem er zuvor die anwesenden Abteilungs- und Vereinsvertreter ausführlich über die olympische Sportart Judo unterrichtet hatte. Einstimmig wurde die Judoabteilung in den Verein aufgenommen.
Am 5. Mai 1981 war es endlich so weit. Der SV Lohhof hatte Herbert Possenriede seine alte Judomatte zur Verfügung gestellt und so konnten sich schon am ersten Trainingstag über 40 Erwachsene, Jugendliche und Kinder auf der Matte tummeln. Mit so einem großen Andrang hatte niemand gerechnet. Interessanterweise waren genau die Hälfte davon Mädchen und so musste ihm in der ersten Zeit auch noch seine Frau Christa beim Training hilfreich zur Seite stehen. 80 bis 90% der Mitglieder standen bei jedem Training auf der Matte, ein Prozentsatz, der sich sogar einige Jahre halten konnte. Im Dezember1987 wurde dann zum ersten Mal eine Vorstandschaft gewählt, bis dahin hatte Herbert Possenriede die Abteilung alleine geführt. 1. Vorstand, Herbert Possenriede, 2. Vorstand, Nils Frank, Schriftführer, Heidi Schmidt, Kassenwart, Horst-Werner Eckert, Jugendwart, Andreas Anschütz.
Die Mitgliederzahl stieg nun Jahr für Jahr um ca. zehn bis zwanzig Prozent, (jetzt ca. 160). Es konnten Mannschaften gebildet werden, die an Meisterschaften teilnahmen. Die Schweitenkirchener Buben und Mädchen kamen in Auswahlmannschaften Oberbayers und Bayerns und waren dort kaum mehr zu ersetzen. Die Trainingseinheiten mussten von Anfangs vier Stunden auf zehn Stunden wöchentlich erhöht werden, um auch die verschiedenen Altersgruppen zu trennen, und so blieben weitere große Erfolge nicht aus.
Es wurden viele oberbayerische, südbayerische, bayerische, süddeutsche und sogar deutsche Meistertitel errungen und für Oberbayern Rekorde aufgestellt, die bis heute Bestand haben und auch wohl noch sehr lange haben werden. (siehe Auflistung der Erfolge). Mit Sylvia Dausch (damals noch unter ihrem Mädchennahmen Possenriede), Marco Wilms, Marc Friedrich und Bernhard Zwick waren gleich vier Judoka im deutschen Nationalkader und brachten es immerhin auf insgesamt 27 Einsätze für Deutschland. Seit 1992 kämpft eine Frauenmannschaft des FC Schweitenkirchen erfolgreich in der Bayernliga, in der Zeit zwischen 1994 (Aufstieg) und 1997 (Abstieg) sogar in der zweiten Bundesliga.
Der FC Schweitenkirchen gehörte durch die Erfolge der Judoabteilung bisher immer zu den erfolgreichsten Vereinen bei den Sportlerehrungen des Landkreises und durften auch schon dort Judotechniken vorführen. Rundfunk und Fernsehen wurden auf die Schweitenkirchener Judokas aufmerksam und so blieb es nicht aus, dass die Judoka des FCS an großen Veranstaltungen teilnahmen und ihr Können demonstrierten. So u.a. an „Samma im Park“ im Olympiapark München, an der 50-Jährigen Jubiläumsfeier des BLSV auf dem Marienplatz in München mit Sportmoderator Waldemar Hartmann und beim Thema „Sport und Familie“ mit Familienministerin Barbara Stamm in Feucht bei Nürnberg und beim Symposium in der Sportschule Oberhaching, an dem Übungsleiter und Vorstände aller Sportarten, die in Bayern angeboten werden, teilnahmen. Auf die Ausstrahlung in Rundfunk und Fernsehen waren alle Judoka besonders stolz.
Bei aller Begeisterung für die Spitzenleistungen einzelner Sportler sollte man aber auf keinen Fall vergessen, dass die Abteilung in erster Linie von den Leuten lebt, die nicht jedes Wochenende in der Zeitung stehen, sondern „nur“ ins Training gehen, weil sie einfach Spaß an der Sportart Judo haben, oder diejenigen, die kaum beachtet, im Hintergrund ihre Aufgaben erfüllen. Seit Vereinsgründung wurden ca. 30.000 Kämpfe gezählt, die dazugehörigen freiwilligen Trainer- und Betreuungsstunden wurden von niemandem gezählt. Hier gilt der Dank allen Helfern und Helferinnen der vergangenen 25 Jahre, denn ohne sie hätte die ganze Arbeit nicht bewältigt werden können.
Herbert Possenriede