In Asien liegen die letzten Wettkampforte diesen Jahres für Viola Wächter: Bevor die FC Schweitenkirchen-Judoka nächste Woche auf dem Grand Slam in Tokyo zum 15. und letzten Mal 2015 auf der Matte steht, hatte sie erst noch den mit insgesamt 100.000-Dollar dotierten Grand Prix in Südkorea zu bewältigen. Hier wollten insgesamt 24 Athletinnen in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm eine Medaille und damit auch Olympiaqualifikationspunkte holen. Viola Wächter war auf Platz Acht gesetzt und hatte damit ein Freilos. Ihre erste Gegnerin war die Kosovarin Nora Gjakova. In einem taktisch geprägten Kampf entschieden letztlich Nuancen: Die Deutsche nutzte das nicht erlaubte Durchtauchen unter die Führungshand ihrer Kontrahentin raffiniert mit einem Übergang in den Boden und konnte damit durch Gjakovas Shido (Bestrafung) gewinnen. Auch das Poolfinale gegen die Lokalmatadorin Jan-Di Kim war geprägt von taktischem Verhalten und der Vergabe von Shidos – leider jedoch zu Wächters Nachteil: Mit zwei zu einer Bestrafung musste sie sich verloren geben, hatte damit aber noch in der Trostrunde die Chance, mit einem Sieg dann um Platz Drei kämpfen zu dürfen.
Diese Chance wollte sich die 28-Jährige gegen die Russin Irina Zabludina nicht nehmen lassen und verhielt sich einmal mehr wieder taktisch abgeklärt. Nach drei Minuten hatte sich Zabludina vier Shidos und damit die Disqualifikation eingefangen, wodurch für Wächter ein Podestplatz in greifbare Nähe rückte. Im Kampf um die Bronzemedaille gegen die um fünf Jahre jüngere Koreanerin Minju Kim zeigte sich die hauptberufliche Judoka schon vor dem Gang auf die Matte mit kraftvollen Gesten siegeswillig. Einen möglichen Heimvorteil wollte Wächter erst gar nicht möglich machen. Erst in Tashkent hatte sie gegen Kim gewonnen. Kim begann mit einer starken linken Hand am Revers und setzte mehrmals tiefe Seoi-Nages (Schulterwurf) an, die jedoch zu keinem Zeitpunkt eine echte Gefahr für die bewegliche Wächter darstellten. Zunächst schien es, dass Kim leicht dominierte, denn die Schweitenkirchenerin erhielt einen Shido wegen Inaktivität und obendrauf eine kleine Wertung (Yuko) durch eine Fußtechnik; doch geschickt übernahm sie im Boden die Koreanerin und konnte sie im Haltegriff zehn Sekunden fixieren, wofür auch ihr ein Yuko zugesprochen wurde. Mit einem diagonalen Tani-Otoshi (Talfallzug) zwang sie ihre Gegnerin kurz Zeit später noch einmal in den Boden und erhielt durch den Haltegriff Tate-shiho-Gatame einen weiteren Yuko, der sie zur Bronzemedaille führte. „Mit dem dritten Platz bin ich absolut zufrieden. Zwar wurde diesmal viel über Taktik entschieden, aber unter dem Strich zählt das Ergebnis!“, freut sich Viola Wächter nach neun Stunden in der Judohalle über ihre Medaille für das deutsche DJB-Team. Jetzt heißt es in den wenigen Tagen bis zum Grand Slam am 4. Dezember Kräfte tanken und regenerieren, um auch dort noch weitere Olympiaqualifikationspunkte zu sammeln.