Manchmal macht man sich die schönsten Geschenke selber – und das war auch der Plan von Viola Wächter, die am 7. Februar ihren 28. Geburtstag hatte und sich an diesem Tag in Sofia auf den European Judo Open mit Weltcuppunkten beschenken wollte.
Die Deutsche Meisterschaft Ende Januar in Bonn musste die Bundespolizistin aufgrund einer Grippe noch absagen, jedoch nach Bulgarien war sie fit und technisch und taktisch sehr gut vorbereitet voller Siegeswillen angereist. 51 Nationen gaben sich ein Stelldichein in der Hauptstadt, 169 Frauen und 283 Männer gingen an den Start. Viola Wächter kämpfte in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm, die mit 39 Judoka zahlenmäßig am stärksten besetzt war.
Schnell zeigte sich, dass Wächter an „ihrem“ Tag in richtig guter Form war: Ihren ersten Kampf gegen Cynthia Rahming von den Bahamas gewann sie mit für die Zuschauer beeindruckenden Würfen, einem Yoko-tomoe-nage (Überkopfwurf) und einem Uchi-Mata (Innerer Schenkelwurf). Auch die zweite, durchaus sehr fordernde Begegnung konnte sie taktisch klug kämpfend für sich entscheiden, auch wenn sie es hier mit der Junioren-Europameisterin Nekoda Smythe Davis zu tun bekam. Damit stand sie im Poolfinale, in dem sie auf die Schweizerin Lariassa Csatari traf. „Das war eine taktische Meisterleistung. Viola hat hier ihren Griff variiert und konnte damit ihren Spezialwurf, den Uchi-mata, zweimal bilderbuchmäßig durchbringen.“, freut sich ihr Trainer Franz Dausch. Richtig spannend wurde es dann im Halbfinale gegen die Lokalmatadorin Ivelina Ilieva: In einem heißen, richtig anstrengenden Fight auf Augenhöhe spürte man jedoch sehr stark den Heimvorteil der Bulgarin. Die Kampfrichter legten die Regeln extrem eng aus – und das zu Ungunsten von Wächter, die schließlich mit zwei sogenannten Shidos (Bestrafungen) den Kürzeren bei der Halbfinalbegegnung zog. „Es ist schade, dass der Kampf nicht laufen gelassen wurde. Hier standen sich zwei Gegnerinnen gegenüber, die sich ebenbürtig waren und auf sportlicher Ebene das Ergebnis fair herbeiführen hätten können. Stattdessen wurde meines Erachtens zu eng von den Kampfrichtern bewertet.“, Trainer Dausch etwas enttäuscht über die Kampfrichterentscheidungen. Aber Wächter hatte nun noch die Chance, um Platz drei zu kämpfen. Allerdings war sie kräftemäßig gegen die Französin Helene Receveaux nach über zwölf Stunden auf den Beinen und anspruchsvollen Kämpfen am Limit, so dass sie mit einem Ko-soto-gake, einem äußeren Einhängen des Beines der Gegnerin, eindeutig verlor.
„Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meiner gezeigten Leistung. Auch habe ich, wie erhofft, mit meinem fünften Platz Weltcuppunkte geholt. Das ist ein schönes Geburtstagsgeschenk.“, resümiert Wächter. Nur mit einem großen Wermutstropfen: Wächter hat sich beim Kampf gegen die Bulgarin ihren Meniskus verletzt…