Mit ihrem ganz persönlichen Jahr 2015 kann die Topjudoka Viola Wächter mehr als zufrieden sein. Vor dem Hintergrund, dass die Athletin des FC Schweitenkirchen im Vorjahr keinen einzigen Wettkampf aufgrund gravierender Verletzungen bestreiten konnte – sie hatte u.a. einen Bandscheibenvorfall, ein ausgekugeltes Ellbogengelenk oder auch Bänderrisse im Kniegelenk – ist die Bilanz für das vergangene Jahr herausragend: 15 Weltturniere, darunter fünf Grand Slams, sechs Grand Prixs und auch die Europa- und Weltmeisterschaft. Ihr Wiedereinstieg in die Wettkämpfe war bereits überraschend: Mit einer großen Portion Vorfreude und einer gewissen Skepsis, was sie wieder im Wettkampfgeschehen erwarten würde, gelang ihr sogleich ein kleines Meisterstück: Sie sicherte sich bei dem Weltcup African Open in Tunis sogleich die Bronzemedaille. Auch kurz darauf bei den European Open in Sofia konnte sie mit einem fünften Platz eine Topplatzierung erreichen. Ihre Kämpfe waren gekennzeichnet von kontinuierlichen Leistungssteigerungen, so dass sie sich stetig nach oben arbeitete, wenngleich sie beim Heim-Grand-Prix in Düsseldorf trotz gewonnener Kämpfe gegen die Weltklasse ohne Platzierung geblieben war. Beim Grand Prix in Tiflis Mitte März kämpfte sie jedoch so frei und befreit, dass sie erst im Halbfinale gestoppt werden konnte. Den dritten Platz ließ sie sich dann aber nicht mehr nehmen und die Weltelite wusste spätestens dann: Viola Wächter ist wieder zurück, mit ihr ist wieder zu rechnen! Insgesamt sechs Medaillen erkämpfte sie 2015. Das Highlight setzte sie dann im März in Samsun (Türkei): Ihren ersten Grand Prix überhaupt gewann sie absolut souverän in fünf Kämpfe mit fünf Ippon-Siegen (vorzeitige Siege). „Das war beeindruckend! So gewinnt nicht jeder ein Turnier!“, freut sich Wächters langjähriger Heimtrainer Franz Dausch noch heute über das tolle Comeback seiner Sportlerin. Zu Beginn des Jahres reihte sich Wächter noch auf Rang 52 ein, zum Start in die neue (Olympia-) Saison 2016 – der erste Grand Prix findet am 22. Januar in Havanna auf Kuba statt – wird sie auf dem 20. Rang geführt. Die 28-Jährige hatte die ganze Saison kontinuierlich Olympia-Qualifikationspunkte gesammelt, so dass sie nun ihre deutsche Konkurrentin in ihrer Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm Miryam Roper mit Patz 13 hinter sich lässt. Die Qualifikation für die olympischen Spiele in Rio de Janeiro Anfang August ist für die Judoka, die seit über zwanzig Jahren diesen japanischen Kampfsport betreibt, aber noch offen. Entscheiden wird das letztlich der deutschen Bundestrainer Michael Bazynski, denn pro Gewichtsklasse darf nur ein Athlet teilnehmen. Das erste ganz große Ziel 2016 wird jedoch zunächst die Europameisterschaft im April in Kazan sein. Die EM 2015 und auch die Weltmeisterschaft waren nicht optimal gelaufen, hier lieferte Wächter nicht das, was sie sich erhofft hatte. Drei fünfte, vier dritte, ein zweiter und eine erster Platz zeigen allerdings, dass Wächter ein großes Potenzial in sich trägt. „In manchen Momenten muss ich meine Nerven noch besser in den Griff kriegen und mehr Selbstbewusstsein zeigen. Abgesehen von einem Tick mehr Athletik – und das habe ich selbst in der Hand – wünsche ich mir eigentlich nur noch ein klein wenig mehr Losglück und ab und zu mehr Fairness bei den Kampfrichtern. Ansonsten fühle ich mich gewappnet für 2016 und freue mich sehr auf das, was da kommen mag!“ zeigt sich die Schweitenkirchenerin gespannt auf das olympische Sportjahr. Beginnen wird Wächter dieses aber zunächst mit Europas größtem Trainingslager in Mittersill (Österreich): 700 Athleten aus 49 Nationen und allen fünf Weltverbänden werden sich in über 40 Trainingseinheiten gemeinsam auf das größte Sportevent der Welt einstimmen und die Gelegenheit nutzen, potenzielle Gegner auszutesten und auf Weltniveau zu traineren.