Nach der Judo-Europameisterschaft im Rahmen der Europaspielen in Baku Ende Juni war die Schweitenkirchenerin Viola Wächter zusammen mit der deutschen Nationalmannschaft in das internationale Trainingslager nach Casteldefels in Spanien aufgebrochen, um neue Trainingsimpulse zu generieren und um mit internationalen Partnern Übungskämpfe (Randoris) auf höchstem Weltniveau zu absolvieren. Dort hatte sie auch Gelegenheit, den Kampfstil der Japanerin Yoshida Tsukasa kennenzulernen, gegen die sie beim Grand Slam in Tyumen/ Russland, an dem 312 Judoka aus 53 Nationen teilnahmen, nach einem Freilos in der zweiten Runde antreten musste. Dass es eine Herausforderung werden würde, wusste Wächter, die bei diesem Weltturnier an Rang sieben gesetzt war, daher von vornherein. Die Japanerin gilt als die schnellste ihrer Gewichtsklasse bis 57 kg und ist zudem sehr kräftig. Auch wenn die deutlich kleinere Yoshida Linkskämpferin ist, was Wächters Kampfstil eigentlich entgegenkommt, konnte die Deutsche kaum etwas ausrichten: Zunächst noch mit zwei Shidos (Strafen) führend, weil die Japanerin anfangs zu passiv war und in Wächters Finger gegriffen hatte, musste sich die Weltranglisten 21. doch nach der vollen Kampfzeit von vier Minuten durch den Königswurf des Judo, dem Uchimata (innerer Beinschenkelwurf), geschlagen geben. Selbst Spezialistin dieser spektakulären Technik konnte sie doch nicht schnell genug reagieren – weder die Blockaden an ihrer Hüfte lösen noch mit einer Wurfkette bzw. Linksrechtsbewegung antworten. Yoshida sollte später das Turnier auch gewinnen. „Bitter ist das schon irgendwie. Viola ist gerade in Topform und sie hat wirklich wenig Schwächen. Doch scheinbar ist es ihre Aufgabe, genau diese Schwächen noch aufzulösen. Fast jede andere in ihrer Gewichtsklasse hat sie in diesem Jahr schon besiegt. Doch das ist nun mal Sport. Wieder einmal heißt es nach vorne schauen und an der Niederlage zu wachsen, aus ihr zu lernen. Ich weiß, sie ist auf einem sehr guten Weg!“, resümiert Franz Dausch, Viola Wächters Trainer und Leiter der Judo-Abteilung des FC Schweitenkirchen. „Viola hat ein Kämpferherz. Natürlich ist sie jetzt enttäuscht, aber – und das ist eine ihrer großen Stärken – sie steht wieder auf und macht weiter! Sie glaubt an sich, sie weiß, dass da noch was geht!“ Zwar hätte dieser Grand Slam wichtige Olympiaqualifikationspunkte bringen können, doch heißt das frühe Ausscheiden nicht, dass der Zug nach Rio nächstes Jahr schon abgefahren ist. Auch Wächters ärgste Rivalin Miryam Roper hat keine weiteren Punkte gesammelt, weil sie in Tyumen nicht angetreten war. Noch ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 daher alles andere als ein unrealistischer Traum. Zumal der Bundestrainer Michael Bazynski die Stärken von Viola Wächter kennt. Nun wartet der Jahreshöhepunkt, die Weltmeisterschaft in Astana/Kasachstan Ende August – sofern Wächter vom Bundestrainer nominiert wird.