Es war für Kyudo nicht so schwierig, zur Vermeidung von Corona-Ansteckungen ein Hygienekonzept zu erstellen, denn beim Schießen der rund 1 m langen Pfeile mit den 2,25 m langen Bögen (dem Kyu) sind sowieso immer größere Abstände einzuhalten. Lediglich das Gruppenschießen (Taihai) mussten wir aussetzen, weil man hier zu dicht hintereinander antritt. Zwar müssen wir jetzt draußen trainieren, während wir normalerweise in der Turnhalle der Schule sind, aber wir konnten das Basketballfeld nutzen und auch die Abteilung Fußball hat uns die Erlaubnis zur Nutzung eines Platzes gegeben. Nur das erste Training draußen war etwas hart, als wegen kalten Wetters die Finger langsam unbeweglich wurden und dicke Kleidung beim Schießen hinderlich war. Die Bogensehne streifte meinen Hut und ich musste die rechte Hutkrempe hochbiegen und mit einer Sicherheitsnadel befestigen. (Formell wird im Hakama und ohne Hut oder Kapuze trainiert.) Letzten Donnerstagabend war das Wetter allerdings gut, und das Training bei Sonnenschein und leichtem Wind zeigte uns, wie Christian bemerkte, das Kyudo mit Abstand die beste Sportart ist.
Autor: Roland Schoeffel
50 Jahre Kyudo in Deutschland – 5 Jahre Kyudo in Schweitenkirchen
Kyudo ist das Sportschießen mit dem japanischen 2,25 m langen Langbogen. Die Sportart hat durch die zeremonielle Art des Schießens und eine geheimnisvolle Nähe zur Zen-Meditation in den frühen Jahren der deutsch-japanischen Freundschaft Professor Dr. Eugen Herriegel zu dem Schluß kommen lassen, um die Japaner besser zu verstehen, müsse man ihr Interesse an Kyudo verstehen lernen. Er ließ sich deswegen während eines Aufenthaltes von 1924 bis 1929 in Japan in Kyudo ausbilden und begriff, dass die japanische Art des Bogenschießens mehr ist, als nur ein bloßer sportlicher Wettkampf und Zeitvertreib. Kyudo ist eine ganze Lebensart, das Erlernen von Kyudo vor allem eine stetige Weiterentwicklung unter der Anleitung eines Lehrers, ein beständiger Verbesserungsprozess, dessen Erfolge an Selbstervollkommnung auf Beruf und Leben ausstrahlen. Eine bessere Konzentrationsfähigkeit, aber auch mehr mentale Gelassenheit und letzlich eine bessere psychische Gesundheit sind meist die Folge.
1969 unterstüzte der Psychiatrie-Professor und Bogenschütze Dr. Speidel seinen japanischen Kollegen Genshiro Inagaki dabei, in Hamburg einen ersten Kursus für Kyudo-Interessierte zu geben. Der Japaner kam und teilte sein Wissen mit den Hamburger Bogenschützen, und von da begann die Ausbreitung dieses Sports in Deutschand.
2014 erreichte der Langbogensport auch Schweitenkirchen. Der bekannte Kampfsporttrainer Herbert Possenriede, der es in neun verschiedenen Kampfsportarten zum Großmeister- und Meistergrad gebracht hat, begann in der Turnhalle der Grund- und Mittelschule in Schweitenkirchen nun auch damit, Kyudo zu unterrichten. Seitdem haben bereits mehrere Vereinsmitglieder die ersten Kyudo-Prüfungen bestanden und werden immer besser.
Nunmehr profitieren die Schweitenkirchener Kyudoka auch von der Bekanntschaft von Possenriede mit der Bayerischen Kyudo-Landestrainerin Ingrid Häussler, Teammitglied der deutschen Kyudo-Nationalmannschaft. Die Schweitenkirchener werden jetzt auch von der Neuburgerin und den Danträgern an ihrer Seite unterrichtet. Die Turnhalle in Schweitenkirchen erlaubt zwar nur ein Schießen auf 20 Meter Entfernung während die Wettbewerbsentfernung 28 Meter ist, aber, wie gesagt, auf das Gewinnen von Wettbewerben kommt es beim Kyudo gar nicht an. Die innere Balance zu verbessern reicht da erst einmal völlig aus.
Erneut große Ehrung für Herbert Possenriede
Dieses Jahr endete, so wie es begonnen hatte, mit einer großen Ehrung für den Judoka, Budosportler und Leichtathleten Herbert Possenriede vom FC Schweitenkirchen. Nach dem „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ im Januar erhielt er jetzt auch noch vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) wegen langjähriger hervorragender ehrenamtlicher Verdienste im Sport die „Verdienstnadel in Gold mit Brillanten und Kranz und Urkunde“ (Stufe 9) BLSV Verdienstnadeln.
Das Kinder-Nikolausturnier der Judoabteilung am Samstag, den 1.Dezember 2018 in der Max-Elfinger-Halle in Schweitenkirchen bot wegen die vielen Teilnehmer und Zuschauer einen außerordentlichen Rahmen für die Ehrung. Der stellvertretene Vorsitzende des BLSV Kreises 22 Pfaffenhofen, Harald Bruckmeier aus Geisenfeld, nahm die Ehrung vor und überreichte Anstecknadel und Urkunde des BLSV für die über 45–jährige ehrenamtliche Führungstätigkeit in bayerischen Sportvereinen. Bezogen auf ganz Deutschland waren es sogar 52 Jahre ehrenamtlicher Tätigkeit. Auch der Vorsitzende der Sportkommission, Florian Weiß, Pfaffenhofen, die Vize-Bürgermeisterin von Schweitenkirchen, Gabi Kaindl, und aus der Vorstandschaft des FC Schweitenkirchen Christian Klostermann waren gekommen und ließen es sich nicht nehmen, anerkennende Worte über den Jubilar vorzutragen.
Florian Weiß verwies darauf, dass es im gesamten Landkreis Pfaffenhofen jetzt mit Possenriede nur drei Personen gibt, die diese hohe Auszeichnung erhalten haben, und Gabi Kaindl bemerkte, dass noch kein Schweitenkirchener Bürger so hohe Auszeichnungen erhalten habe, denn bei Herbert Possenriede kommen auch das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten (2007) und im Jahr 2005 die Ehrennadel des Bayerischen Judoverbandes (BJV) in Gold mit Kranz dazu.
Christian Klostermann verwies auf den unentbehrlichen Erfahrungsschatz von Herbert Possenriede, den er in all den Jahren in ehrenamtlichen Vorstandspositionen für den FCS angesammelt hat. Seit der Gründung der Judoabteilung 1981 durch Possenriede gab es bei den Judoka des FC Schweitenkirchen bis heute vergleichsweise viele Erfolge, und in keinem Jahr fehlten die FCS-Judoka bei den Landkreis-Sportlerehrungen.
Der 76-jährige Herbert Possenriede hat auch in Zukunft vor, wenn die Gesundheit mitspielt, noch einige Jahre in ehrenamtlichen Führungspositionen tätig zu sein, besonders aber auch im Trainerbereich als Budotrainer und Sportabzeichenprüfer.
Kyudo in Schweitenkirchen mit der Bayerischen Landestrainerin
Kyudo-Abteilungsleiter Herbert Possenriede hatte das Glück, die Bayerische Landestrainerin Ingrid Haußner aus Neuburg/Donau für einen Trainingsabend nach Schweitenkirchen einladen zu können. Ingrid Haußner hat den 4. Dan im Kyudo, war unter den fünf besten Schützen beim internationalen Kyudo-Jubiläumswettkampf 2016, war deutsche Meisterin im Schießen auf 60 Meter (Enteki), war Bayerische Meisterin und ist Teammitglied in der Deutschen Kyudo-Nationalmannschaft. Als Landestrainerin obliegt ihr die technische Schulung der Bayerischen Kyudoka.
Die Turnhalle der Grund- und Mittelschule Schweitenkirchen ist mit nur 25 m Länge eigentlich etwas zu kurz für diesen Sport, da Kyudo-Pfeile auf 28 m geschossen werden, aber zum Erlernen der speziellen Kyudo-Schießtechnik reicht die Länge aus.
Beim Kyudo müssen acht Bewegungsstufen (Hassetsu) eingeübt werden:
Stufe 1 Ashibumi (Setzen der Füße)
Stufe 2 Dozukuri (Balance des Rumpfes)
Stufe 3 Yugamae (Vorbereitung bis Blick zum Ziel)
Stufe 4 Uchiokoshi (Heben des Bogens)
Stufe 5 Hikiwake (Spannen des Bogens)
Stufe 6 Kai (Voller Auszug)
Stufe 7 Hanare (Lösen des Schusses)
Stufe 8 Zanshin (Körper und Geist beiben zurück)
Ingrid Haußner nahm sich Zeit, die Hassetsus mit jedem Einzelnen zu üben und zu optimieren.
Höhepunkt des Abends war das Schießen in der Gruppe, das sogenannte Taihai. Ingrid Haußner erklärte den Teilnehmern den Ablauf in allen Einzelheiten: Den Einmarsch, die Aufstellung, das Abschießen von je zwei Pfeilen und den Ausmarsch. Da das Schießen in der Gruppe für die FCS-Kyudoka noch neu war, bleibt hier manches Detail zu trainieren, und alle waren sich einig, dass es gut wäre, Ingrid Hausner regelmäßig nach Schweitenkirchen zu holen. Vor 17 Jahren hatte Herbert Possenriede bei ihr seine ersten Kyudo-Übungen gemacht, und Ingrid Haußner trainierte ihn weiter bis bis zum 1. DAN im Jahr 2009. Auf eine Fortsetzung dieses Erfolges hoffen jetzt die Schweitenkirchener Kyudoka.
Neu in Schweitenkirchen: Das japanische Langbogenschießen
Seit 3 Monaten wird jetzt auch in der Budo-SV-Gruppe des FC Schweitenkirchen das japanische Langbogenschießen KYUDO gelehrt. Trainer Herbert Possenriede ist einer von nur zwei bundesdeutschen Kyudo-DAN-Trägern beim DDK(Deutsches DAN-Kollegium, dem Verband der Lehrer und Meister von BUDO-Disziplinen). Jeden Donnerstag ab 19:00 Uhr findet für diese Sportart das Training statt.
Um Kyudo zu üben, wird ein asymmetrischer ca.2,25 m langer Bogen und im Gegensatz zum westlichen Sportbogen ohne Zieleinrichtung und Pfeilauflage benötigt. Der japanische Bogen besteht aus mehreren Lagen Bambus, aber auch Bögen aus Carbon und Glasfiber werden benutzt. Zum Ziehen der Sehne mit dem rechten Daumen trägt der Schütze einen speziellen Handschuh.
In den ersten Jahren geht es beim Bogenschießen vor Allem um Technik, um Körper und Geist in Einklang zu bringen. Der Gesamtbewegungsablauf des Schießvorganges ist in 8 Stufen aufgebaut, die nachfolgend bewusst langsam, exakt fließend und ohne zu stoppen erreicht werden. Es ist viel Übung notwendig, um die einzelnen Bewegungsphasen in möglichst großer Harmonie zu beherrschen. Wenn dabei alle Phasen korrekt ausgeführt wurden, sollte als Ergebnis ein in 28,4 m entferntes Mato (Zielscheibe von 36 cm Durchmesser) getroffen sein.
Kyudo üben wirkt über lange Jahre nachhaltig auf den Übenden zurück. Kyudo schult Konzentrationskraft und Gelassenheit, es schärft Körperwahrnehmung und Körpergefühl, wirkt sich sehr positiv auf die Körperhaltung aus, auf die Balance und die Bewegungskoordination, was leiblicher und seelischer Gesundheit zu Gute kommt.
In Deutschland werden zwei Stilrichtungen gelehrt. Herbert Possenriede unterrichtet in der in Japan und den meisten Ländern bevorzugten Shomen-Stilrichtung, das ideelle Prinzip Shin-Zen-Bi (Wahrheit-Güte-Schönheit). Kyudo ist der Weg, uns selbst und andere besser zu verstehen.